Weil die Welt nur ein Fleckchen Erde ist!
Große Worte. Noch größere Gefühle.
Dienstag, 29. September 2009
Inner Teamwork


Zur Abwechslung mal wieder eine Filmkritik bzw. eine Serienkritik. Nämlich zu Entourage, einer amerikanischen TV-Serie. Die Episoden-Handlung folgt dem fiktiven Schauspieler Vincent Chase und seiner Gefolgschaft auf dem Weg nach oben in Hollywood. Es wird suggeriert, dass man Einblick hat, quasi Teil dieser Entourage ist – wenn auch das unsichtbare 5te Rad am Wagen. Hier meistens ein SUV. Alles funkelt und glitzert und ist bigger than life. Im Gegensatz dazu wirken alltägliche Probleme verschwindend klein.
Das alles ist demnach nicht wirklich realitätsnah. Die dunklen Seiten der Glitzerwelt, z.B. Depressionen, Selbstmorde, harte Drogen o.ä. (Stichwort Heath Ledger) kommen eigentlich nicht vor. Auf den ersten Blick also äußerst oberflächlich, auf den zweiten aber doch mehrdeutig – z.B. im Sinne der Charaktäre. Der Hauptdarsteller wird von drei Sidekicks begleitet, die alle eine klar festgelegte Rolle in seinen Leben einnehmen: Murphy der Manager, Turtle der Driver und Drama der Bruder.

Jeder Charakter ist für sich gesehen sehr eindimensional: Einer ist vorsichtig, fast scheu, der andere ein Großmaul und Nichtsnutz und "Drama" ist hinter seiner Fassade Angst und Selbstzweifel pur. In meinen Augen sind die verschiedenen Rollen Ausdruck verschiedener Facetten eines Menschen. Erst zusammen genommen, ergeben sie einen kompletten Menschen. Klingt schizophren, doch für sich sind die einzelnen Typen nicht überlebensfähig – in der Serie oder im echten Leben. Es wirkt wie ein Kunstgriff, der die Motivationen des Hauptdarstellers deutlicher macht und dem Zuschauer klares Differenzierungspotential an Hand gibt.

Doch auch das Oberflächliche hat seinen Reiz und seinen Hintergrund. Z.B. sind die ganzen Cameo-Auftritte in der Show eine Goldgrube für Insider und leise Kritik an der Kunstwelt.

Daneben kann die Serie als eine Anleitung zum Glücklichsein gelesen werden. Gerade weil der Hauptdarsteller seine Ängste, Rücksichten und Fettnäpfchen auf andere "verteilt" hat, kann er diese von außen betrachten, analysieren und im eigenen Tun tunlichst vermeiden. Denn eins ist kalr: Gerade ein Hollywoodstar ist von Selbstzweifeln und Existenzangst, z.B. auf Grund körperlichen Verfalls, geplagt. Aber V. Chase ist ein Fels in der Brandung. Mit einer Zen-haften Gleichgültigkeit hat er auf jedes Problem die passende Antwort: "Who cares?". Das Wichtigste ist ihm Glück, nicht Karriere. Leicht gesagt mit Millionengagen, könnte man meinen, denn unsereins wird sich sowas eher zweimal überlegen. Doch mit jeder Folge wird die Botschaft deutlicher: Man kommt eher zum Ziel, wenn man sich treu bleibt. Ob Hollywoodstar oder Tellerwäscher. Denn was nutzt das Erreichte, wenn es nur durch eine Kunstfigur erlebbar bleibt. Definitiv keine Werbung für Hollywood. Kein romantischer American Dream wird etabliert, sondern eine Welt, in dem sich jemand (beinah) gegen den Ruhm zur Wehr setzt. V. Chase ist am Boden geblieben und einer von uns bzw. eine Metapher wie man da draußen glücklich bleiben kann. Und vielleicht der einzige Weg, wie man in Hollywood überleben kann.

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There is a good life possible – even in Hollywood.

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