Weil die Welt nur ein Fleckchen Erde ist!
Große Worte. Noch größere Gefühle.
Montag, 17. März 2008
Wild Wild West oder kurz "www"


Zurückblickend ist das Internet nichts anderes, als der Wilde Westen – unendliche Weiten, das Gefühl von Freiheit und jede Menge zwielichtige Gestalten. Diese Grundlage des amerikanischen Traums ist auch die Grundlage des, nennen wir ihn an dieser Stelle mal, digitalen Traums. Jeder kann Milionär werden, egal ob Harvard-Student oder Milliardär.

Als ich mit meinen Füßen als junger Startup zum ersten Mal diesen Traum betrat, waren die meisten Claims schon gleich mehrfach abgesteckt. Mehrfach, denn es war ein rechtsfreier Raum mit virtueller Lynch-Justiz. Keine Sheriffs, keine Regeln und Datenpakete, die so roh und ungeschliffen waren wie Nuggets. Es gab Formate, die dank moderner Bitraten heute wie Relikte aus der Steinzeit wirken. Es war pure Anarchie, denn alles war im Prinzip gratis. Angefangen bei Software über Musik bis hin zu SMS. Und nicht zu vergessen: Pornos!

Man war ein Plünderer, Teil eines Mobs, der sich die Wildnis Untertan machte und selbst zum Wilden wurde. Das Neue daran aber war, dass man anderen nichts wegnahm, sondern sie es einem freiwillig gaben, geradezu aufdrängten. Aus Daten wurden mehr Daten bzw. Daten für alle! Die Anarchie entwickelte sich zu einem demokratischem Geben und Nehmen. Ein Schlaraffenland wo man zugriff bis die Festplatte "satt" war. Es entstand also eine Gemeinschaft und teilweise auch der Hass gegen alles, das dieser Entwicklung gegenüberstand: Konzerne, Kopierschütze und Bill Gates. Die Einstellung setzte sich zunehmend durch, dass künstlerische Werke nicht nur denen zustehen, die dafür bezahlen können.
Inzwischen findet aber ein Umdenken bzw. ein Zivilisierung des Raums statt. Genau wie einst im Wilden Westen. (Auch wenn manche einen Amerikaner gegenwärtig immer noch als unzivilisierten Cowboy bezeichnen würden.) Ein Umdenken zum einen forciert durch industriellen Druck, zum anderen aber auch weil der Mensch Regeln und Ordnung braucht – ohne sie geradezu nicht lebensfähig ist. Eine digitale Kultur entsteht langsam aus den Anfängen, in der Daten als Botschaften von bestimmten Menschen verstanden werden, die nur durch Erwerb beantwortet werden können. Wie bei jeder Kommunikation nach dem Sender und Empfänger-Prinzip.
Die Dinge sind nun weniger aufregend, das Internet ist langweilig geworden. Ganz? Nicht ganz, denn es gibt noch dunkle Ecken, genau wie in amerikanischen Großstädten. Dort können auch bürgerlich gewordene Menschen mal wieder die Grenzen austesten. Zumindest kurzfristig!

Picture courtesy of wikipedia

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Schöner Vergleich!

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